Häuser: Zellweger’scher Doppelpalast

Landsgemeindeplatz 5/6 1747 und 1787–89 1747 liess Johannes Zellweger-Sulser am Landsgemeindeplatz den ersten, damals dreigeschossigen Steinpalast mit Mansarddach bauen. Im abgetragenen Vorgängerhaus, dem Stammhaus der Zellweger, wurde im 17. Jahrhundert das Gasthaus zum Hecht betrieben. Als Baumeister des ersten Steinpalastes wird Johannes Grubenmann von Teufen vermutet.

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Zellweger’scher Doppelpalast 2014 (Foto: KBAR)

Bei der späteren Erweiterung zum Doppelpalast (Landsgemeindeplatz 5/6) wurde das Mansardgeschoss zum Vollgeschoss ausgebaut und mit einem Walmdach gedeckt. Die Stuckaturen, darunter Darstellungen der vier mathematischen Fächer Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik im zweiten Obergeschoss, sind im Régencestil gehalten und wohl das Werk eines Wessobrunner Meisters.

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Ausschnitt aus der Deckenstuckatur im östlichen Eckzimmer des 3. OG im rechten Hausteil, 2014 (Foto: T. Karrer)

Mit Hilfe einer Jubiläumsgabe der appenzell-ausserrhodischen Kantonalbank gelangte der rechte Hausteil 1963 an den Kanton. Er ist Sitz des Strassenverkehrsamts und seit 2016 auch des Amts für Kultur. Im Dachgeschoss ist das Schützenmuseum Trogen untergebracht. Der Bauherr Johannes Zellweger-Sulser (1695–1774) war der Sohn von Landesstatthalter Conrad Zellweger- Tanner (1659–1749), Bauherr Landsgemeindeplatz 3. Seine Ausbildung zum Textilkaufmann erhielt Johannes in Lyon. Im Kanton bekleidete er verschiedene Ämter und war für kurze Zeit auch Landammann. Seine Frau Ursula kam aus dem Textilhandelshaus Sulser von Azmoos und war die Schwester von Elsbeth, der Frau seines Bruders Conrad.

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«Parterre-Zimmer in meinem lieben grosselterlichen Hause Nr. 5 am Platz in Trogen. Gemälde von meinem Onkel Victor Tobler», handschriftliche Bildlegende von Victor Eugène Zellweger, Tobler malte das Bild wohl um 1890

1787–89 erfolgte im Auftrag des Bauherrn Johannes Zellweger-Hirzel die Aufstockung des rechten Hausteils (Landsgemeindeplatz 5) und die Erweiterung zum Doppelpalast. Hier wohnte Johannes im linken Hausteil mit seiner zweiten Ehefrau Anna Zellweger-Hirzel. Baumeister war Hans Jörg Altherr von Speicher, die Stuckateure wurden vom Vorarlberger Josef Anton Moosbrugger angeleitet, die Hafnerarbeiten führten die Gebrüder Meyer von Steckborn aus.

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Das Holzhaus (heute Boden 2) musste 1787 dem Neubau der linken Palasthälfte weichen; Foto von ca. 1910 (Privatbesitz)

Der linke Hausteil befindet sich nach wie vor in privatem Eigentum und wird gemischt genutzt (Wohnen und Büroräume). Beide Hausteile wurden in den Jahren 1987–88 einer Gesamtrenovation unterzogen. Der Bauherr Johannes Zellweger-Hirzel (1730–1802) wurde wie sein Bruder Jakob Zellweger-Wetter, Bauherr Landsgemeindeplatz 1, in Lyon geboren. Er zählte zu den initiativsten und reichsten Handelsherren seiner Zeit mit zahlreichen Firmengründungen und Beteiligungen. 1764 wurde er Mitglied der Helvetischen Gesellschaft, die er 1776 präsidierte. Die politische Laufbahn schloss er als Landesfähnrich ab. Seine Frau Anna war die Schwester von Geschichtsschreiber Salomon und Stadtarzt Johann Caspar Hirzel von Zürich. Mit letzterem unterhielt Johannes einen umfangreichen Briefwechsel; in Trogen sind über 1400 Briefe aus der Zeit zwischen 1764 und 1800 überliefert. Die beiden Söhne Johann Caspar und Jakob liessen kurz nach dem Tod der Eltern für sich die letzten beiden Steinpaläste am Platz bauen (Landsgemeindeplatz 2 und 7).