Menschen: Laurenz Zellweger (1692–1764)

Laurenz Zellweger wurde am 2. August 1692 in Trogen getauft. Er wurde als Sohn von Maria Magdalena (1672–1747) und Conrad Zellweger-Tanner (1659–1749) in eine Familie von aufstrebenden Textilhandelskaufleuten hineingeboren. Seine Brüder Conrad und Johannes übernahmen nach der Lehrzeit das väterliche Geschäft. Laurenz studierte nach einer Lehrzeit beim Zürcher Gelehrten Johann Jakob Scheuchzer 1710–1713 in Leiden in Holland bei Herman Boerhaave Medizin und kehrte anschliessend ins Appenzellerland zurück.

Laurenz Zellweger, Öl auf Leinwand von Johann Georg Koch, 1747

Laurenz Zellweger, Öl auf Leinwand von Johann Georg Koch, 1747. In der Hand hält Zellweger den «Spectator», die moralische Wochenschrift von Joseph Addison und Richard Steele, die 1711/12 in England erschien: ein Periodikum der Frühaufklärung und Vorbild für die «Discourse der Mahlern».

Ab 1713 führte er in Trogen eine bedeutende Arztpraxis und erwarb sich einen Ruf als verständiger und besonnener Arzt. Schon bald wurden ihm etliche öffentliche Ämter angetragen. Von 1723–1729 ordnete er das Ausserrhoder Landesarchiv im Rathaus in Trogen neu. Von 1726-1729 sass er als Ratsherr der Gemeinde und als Kirchhöreschreiber (heute Gemeindeschreiber) im Gemeinderat Trogen und war als solcher Mitglied im Kleinen Rat vor der Sitter. Ab 1728 war er als Examinator zuständig für das Verhör der Angeklagten vor der Sitter, 1729–1732 wurde er Landmajor und Ausserrhoder Landeszeugherr, 1732–1734 schliesslich Landesarchivar und als solcher Mitglied des Grossen Rates. Als Parteigänger der Linden wurde Zellweger wie sein Vater Conrad als Folge des Landhandels 1734 vom Rat abgesetzt und von allen politischen Ämtern auf Lebenszeit ausgeschlossen. Diese Erlebnisse verarbeitete er in zwei unveröffentlichten Werken.

Laurenz Zellweger bildete ab 1723 zusammen mit Johann Jakob Bodmer den Kern der Zürcher Aufklärer, die sich mehrmals auch in Trogen zum Diskurs trafen und mit deren Angehörigen er – zum Teil bis an sein Lebensende – korrespondierte. Gelehrte wie Bodmer und Johann Jakob Breitinger oder der Winterthurer Johann Georg Sulzer, aber auch Künstler wie Johann Caspar Füssli und Salomon Gessner besuchten Zellweger meist wiederholt in Trogen, um Molke zu trinken und sich im arkadischen Appenzellerland von den Strapazen des Stadtlebens im Limmat-Athen zu erholen. Zum Kreis der «Schottenbrüder», wie sich die Molke trinkenden Gelehrten nannten, gehörten auch die Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock, Christoph Martin Wieland und der Dichter und preussische Offizier Ewald Christian von Kleist. Indem er Zellweger in seinen Schriften als den «Weisen aus den Alpen», als «Philocles», «den von seinen Freuden geliebten», schilderte, setzte Johann Jakob Bodmer seinem Freund Laurenz Zellweger auch literarisch ein Denkmal. Mit den Schilderungen seines Freundes, der Appenzellerinnen und Appenzeller und des Landes am Säntis prägte Bodmer ein Appenzellbild, das bis heute Bestand hat.

Quodlibet mit Bildnissen von Zeitgenossen und antiken Köpfen, Öl auf Leinwand von Johann Caspar Füssli, 1757

Quodlibet mit Bildnissen von Zeitgenossen und antiken Köpfen, Öl auf Leinwand von Johann Caspar Füssli, 1757. Die Zeitgenossen sind (von links unten nach rechts oben) der Maler des Bildes Johann Caspar Füssli, der Zürcher Gelehrte Johann Jakob Bodmer, Laurenz Zellweger und der Maler und Dichter Salomon Gessner (Daphnis). Im goldgerahmten Medaillon der Zürcher Stadtarzt Johann Caspar Hirzel.

Laurenz Zellweger war Mitglied der Gesellschaft der Mahler in Zürich und der Naturforschenden Gesellschaft Zürich sowie Mitgründer der Helvetischen Gesellschaft in Schinznach. Er starb am 14. Mai 1764 in Trogen.

Gedenkblatt von J.C. Waser für Laurenz Zellweger. Der Wahlspruch «Gehe nicht krumm nach Männern, die richtige Wege gegangen, kennest du nicht den geraden Pfad, so frage Philocles», stammt von Bodmer und wird zusammen mit einer Skizze, die Füssli anlässlich eines Besuchs bei Zellweger auf ein Papier malt, das zum Abdecken des Honigtopfs verwendet wird, erstmals verschriftlicht. Skizze und Spruch finden sich auch im Quodlibet.

Gedenkblatt von J.C. Waser für Laurenz Zellweger. Der Wahlspruch «Gehe nicht krumm nach Männern, die richtige Wege gegangen, kennest du nicht den geraden Pfad, so frage Philocles», stammt von Bodmer und wurde zusammen mit einer Skizze, die Füssli anlässlich eines Besuchs bei Zellweger auf ein Papier malte, das zum Abdecken des Honigtopfs verwendet wurde, erstmals verschriftlicht. Skizze und Spruch finden sich auch auf dem Quodlibet.

Auch Johann Ulrich Fitzi hat das Honigtopfbildnis von Laurenz Zellweger abgezeichnet: Die Federzeichnung befindet sich in den Lucubrationen von Johann Georg Schläpfer, Trogen 1829.

Auch der Appenzeller Zeichner Johann Ulrich Fitzi hat das Honigtopfbildnis von Laurenz Zellweger adaptiert: Die Federzeichnung befindet sich im ersten Band der «Lucubrationen», der wissenschaftlichen Arbeiten des Trogner Arztes Johann Georg Schläpfer aus dem Jahr 1829.

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