Häuser: Seeblick

Nideren
1832

1832 liess Oberstleutnant Johann Conrad Honnerlag (1777–1838) am Hang südlich seines Wohnsitzes und Elternhauses, der rechten Hälfte des 1763 erbauten Honnerlag’schen Doppelpalastes (Nideren 4), für seine Gemälde- und Kupferstichsammlung eine Galerie, den heutigen Seeblick, erbauen. Der dreigeschossige Bau mit der getäferten Giebelfront und der durch fünf kolossale toskanische Pilaster gegliederten Fassade beherbergte auch die hauptsächlich um 1821–22 geschaffenen Federzeichnungen Johann Ulrich Fitzis mit zahlreichen Ansichten von Trogen und den übrigen Dörfern von Appenzell Ausserrhoden, die Honnerlag in Auftrag gegeben hatte.

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Seeblick 2014 (Foto: KBAR)

Gemäldegalerie und Kupferstichkabinett von Johann Conrad Honnerlag; später „Gemeindeschreiber Meiers“ in Trogen (in lat. bzw. deutscher Kursive), Federaquarell von Johann Ulrich Fitzi, frühestens 1838

Johann Conrad war der einzige das Kindheitsalter überlebende Sohn von Anna und Johann Conrad Honnerlag-Zellweger, Erbauer der rechten Hälfte des Honnerlag’schen Doppelpalastes und der Parkanlage. Er hatte eine Ausbildung zum Kaufmann bei seinem Onkel Johann Georg Honnerlag in Genua absolviert und war 1802 nach Trogen zurückgekehrt. Nach der Gründung der Firma «Honnerlag & Comp.», die er schnell wieder aufgab, wendete sich der unverheiratete Schöngeist der Literatur und Kunst zu, baute eine bedeutende Bibliothek und Kunstsammlung auf und erweiterte die Garten- und Parkanlage seines Vaters. Mit seinem Vetter Johann Caspar Zellweger-Gessner, Dekan Johann Jakob Frei und anderen stiftete er die Kantonsschule und wenig später die Kantonsbibliothek, deren Grundbestand die Bibliotheken und Sammlungen der drei Genannten bildet. Die bedeutende Kunstsammlung im Seeblick wurde leider 1838 nach dem frühen Tod Honnerlags in alle Windrichtungen zerstreut.